Die Grenzen meiner Sprache
sind die Grenzen meiner Welt.
Ludwig Wittgenstein
Die Grenzen meiner Sprache
sind die Grenzen meiner Welt.
Ludwig Wittgenstein
Fehlfunktionen, Krankheiten, Unfälle oder Operationen können dazu führen, dass Kraft und Ausdruck der Stimme nachlässt, das Artikulieren oder die Sprachplanung nicht (mehr) gelingt oder das Schlucken nicht gut funktioniert. Dies sind oft keine Kleinigkeiten für die Betroffenen, sondern erhebliche Belastungen. Beeinträchtigungen im Beruf, in der Kommunikation oder auch schwerwiegende Einschränkungen im Alltag können damit verbunden sein.
Unsere Behandlung der Stimm-, Artikulations- Sprach- oder Schluckstörungen in der logopädischen Therapie zielt auf Entlastung des Patienten, Verbesserung der Funktionen und Nutzen/Erhalten der Ressourcen.
Diese Art Stimmprobleme entstehen durch strukturelle Veränderungen im Kehlkopf wie Stimmbandknötchen, Polypen, Ödeme, Tumore oder Lähmungen eines Stimmbandes (nach einer OP im Halsbereich, aber gelegentlich auch nach Virusinfektionen) oder Sprechen strengt dann meist an und der Stimmklang wird heiser, rau, gepresst (Knötchen) oder leise, brüchig und behaucht (Lähmung). Betroffene räuspern und/oder husten vermehrt. Die Belastbarkeit der Stimme kann so vermindert sein, dass die Ausübung des Berufes eingeschränkt / nicht mehr möglich ist.
Die organischen Veränderungen am Stimmband werden z.T. operativ entfernt; danach ist aber in der Heilungsphase eine Stimmtherapie angezeigt, um einer Neubildung von Wucherungen vorzubeugen und eine möglichst gute Stimmqualität und Belastbarkeit zu erreichen.
Die Stimmtherapie ermöglicht Heilung oder Besserung durch Entspannung oder Kräftigung der Stimmmuskeln und das Erlernen besserer Atem- und Sprechtechnik.
Durch ungünstige Atem- und Sprechmuster (oder mangelhafte Gesangstechnik) kann die Sprech- bzw. Singstimme in eine habituelle Fehlfunktion kommen, bei der die inneren Kehlkopfmuskeln sich entweder verkrampfen und überanstrengen (Hyperfunktionelle Dysphonie) oder zu schwach werden. In beiden Fällen stellt der Facharzt (Phoniater / HNO) oft einen fehlenden Stimmbandschluss fest.
Besondere Belastungen der Stimme z.B. im Beruf, aber auch Begleiterkrankungen wie Allergien, HWS-Probleme, Reflux oder hormonelle Probleme können funktionelle Stimmstörungen begüstigen. Betroffene haben v.a. subjektive Mißempfindungen wie Sprechanstrengung, Schmerzen, Kloßgefühl, Atemprobleme, Räuspern, Hustenreiz, meist aber auch hörbare Veränderungen an der Stimme: sie klingt rau oder heiser, gepresst oder hauchig, „wackelig“, zu hoch oder tief und Singen gelingt nicht mehr gut.
In der Stimmtherapie kann die Atem- und Stimmfunktionen wieder normalisiert werden durch Wahrnehmungsschulung, Körperarbeit, Atem- und Stimmübungen, Erlernen einer guten Sprech – oder Gesangstechnik.
Tumore im Kehlkopfbereich erfordern manchmal eine weitgehende Entfernung des inneren Kehlkopfes, so dass den Betroffenen keine Stimmgebung mehr möglich ist.
In der Therapie werden Alternativen für die Kommunikation erarbeitet wie die Speiseröhrenstimme (Ösophagusersatzstimme) oder elektronische Hilfen, z.B. Sprachcomputer.
Nach Schlaganfällen oder Schädelhirntraumen durch Unfälle kann es zu Sprachproblemen kommen bis hin zu einem vorübergehenden oder bleibenden Sprachverlust.
Die Art und Ausprägung der Symptome ist individuell sehr unterschiedlich und schwankt z.T. auch stark je nach Tagesform und seelischer Verfassung.
Sowohl das Sprechen also auch das Verstehen von Sprache ist verändert oder gelingt kaum noch.
Betroffen sind meist mehrere Ebenen: Laute (richtige Wahl und Reihenfolge), Wortschatz, Grammatik sowie Lesen und Schreiben.
Es wird unterschieden zwischen
Die Sprachtherapie hat die Aufgabe, die Patienten im Rahmen ihrer Möglichkeiten wieder zur Kommunikation führen, damit sie Bedürfnisse äußern und am Leben teilhaben können. Wenn sich das Sprechen kaum noch bessert, wird der Umgang mit Gesten und Mitteln der unterstützten Kommunikation (Bildtafen o.ä.) geübt.
Sehr wichtig ist jedoch auch die Beratung der Angehörigen / Pflegenden etc., da die eingeschränkte Verständigung auch für sie eine große Belastung darstellen kann.
Das Sprechen, die Atmung und Stimmgebung können erschwert sein und auffällig werden, wenn die ausführenden Muskeln aufgrund einer Nervenschädigung nicht mehr funktionieren wie bisher. Solche Störungen treten auf nach Hirnblutungen, Schädelhirntraumen, Operationen im Kopfbereich sowie bei neurologischen Erkrankungen wie z.B. Morbus Parkinson, ALS (Amyothrophe Lateralsklerose), MS (Multiple Sklerose) u.a.. Betroffene Menschen sprechen zB. sehr langsam / undeutlich / monoton / leise / kurzatmig / angestrengt. Häufig sind auch die Schluckfunktionen eingeschränkt.
Durch verschiedene Therapiemethoden können über längeren Zeitraum die entsprechenden Nerven und Muskeln wieder in bessere Funktion gebracht werden oder bei degenerativen Krankheiten die Kraft und Beweglichkeit der Muskulatur für das Sprechen und Schlucken möglichst lange erhalten bleiben.
Die motorischen Nerven der Sprechmuskulatur sind geschädigt (infolge eines Schlaganfalls oder Schädelhirntraumas), so dass Betroffene nicht mehr wissen, welche Bewegungen sie für welche Laute/Worte ausführen müssen.
Das Ringen um jeden Laut wird sichtbar durch Suchbewegungen der Artikulationsorgane und große Anstrengung in Gesicht- und Halsbereich. Die Stärke der Ausprägung ist verschieden und kann bis zur völligen Sprechunfähigkeit reichen. Die Störung kann mit Aphasie kombiniert sein.
In der Therapie erlernen Betroffene allmählich wieder, die Sprechbewegungen zu kontrollieren oder/und üben alternative Verständigung durch Gesten, Bilder oder -wo möglich- Schreiben.
Nach schweren Schädelhirntraumen kann es einem Zustand kommen, in dem Betroffene bei erhaltenen vegetativen Funktionen zunächst oder dauerhaft ganz oder weitgehend unbewusst sind und keine Reaktionen auf ihre Umwelt zeigen.
Es ist auch möglich, dass das Bewusstsein erhalten ist oder zurückkehrt, der Patient jedoch wegen völliger Lähmung nicht kommunizieren kann (Locked-in-Syndrom).
Je nach individuellem Zustand wird der Patient in der logopädischen Therapie auf verschiedenste Weise stimuliert, um Wachheit, mimische Bewegungen zu verbessern und -wo möglich- eine Kommunikationsfähigkeit zu erreichen.
Meist ist auch das Schlucken behandlungsbedürftig, damit Betroffene ihren Speichel richtig schlucken können oder sogar das Essen wieder erlernen.
Dysphagie (Schluckstörungen)
Schluckstörungen können bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen auftreten: Schlaganfall, Morbus Parkinson, ALS (Amyothrophe Lateralsklerose), MS (Multiple Sklerose) u.a., aber auch bei allgemeiner Schwäche (z.B. im Alter) oder nach Unfällen mit Schädigungen der entprechenden Nerven oder Organe. Auch nach Operationen im Mund- und Halsbereich, z.B. Entfernung eines Tumors, entstehen mehr oder minder starke Schluckprobleme.
Symptome: Kauen und Schlucken fällt schwer und dauert sehr lange, Betroffene husten beim/nach dem Schlucken, im Mund verbleiben Nahrungsreste, bestimmte Konsistenzen können nicht mehr gut geschluckt werden.
Bei schwerer Schluckstörung (z.B. nach einem Schlaganfall) kann es sein, dass eine Magensonde (PEG) gelegt wird, weil das Schlucken zu gefährlich ist (Gefahr der Aspiration von Nahrung in die Lunge) oder eine ausreichende Nahrungszufuhr nicht möglich ist. Durch die Schlucktherapie werden die Betroffenen, wenn möglich, von der Sondenernährung wieder zur oralen Nahrungszufuhr geführt.
Orale Stimulation, Muskeltraining, Schlucktechniken, Kostberatung, Esstraining, richtige Lagerung/Haltung bei der Nahrungsaufnahme und Beratung der Angehörigen/Pflegenden gehören zur Therapie.
Redeflussstörungen (Stottern, Poltern)
Stottern ist ein Verlust der Kontrolle über das Sprechen, bei dem oft viele Faktoren eine Rolle spielen.
Stottern zeigt sich als ein unfreiwilliges Wiederholen von Lauten, Silben und/oder Wörtern (d-d-der; ge-ge-ge gestern), ein Dehnen von Lauten (aaaaaaaber), und/oder ein Blockieren bzw. Pressen bei einem Laut (k….ein).
Mögliche Folgen sind Sekundärsymptome wie z.B. körperliche Mitbewegungen, Vermeidungsverhalten, Schamgefühl, sozialer Rückzug.
Verschiedene Therapiemethoden können das Stottern modifizieren und den Umgang damit erleichtern, damit Betroffene sich möglichst wenig einschränken.
Poltern zeigt sich als Störung des Sprechablaufs. Dieser ist durch ein überhastetes und unregelmäßiges Sprechtempo sowie eine verwaschene, undeutliche Aussprache gekennzeichnet. Es kann auch zum “Verschlucken“ von ganzen Wörtern kommen, so dass Betroffene schwer verstanden werden.
Die therapeutische Arbeit an Selbstwahrnehmung, Rhythmus, Artikulation und Betonung verbessert die Verständlichkeit.
Lähmungen im Gesichtsbereich (Fazialisparese)
Die Nerven, die die mimischen Muskeln versorgen, können bei Operationen oder durch Schlaganfälle u.ä. geschädigt werden.
Bei der zentralen Fazialisparese liegt die Schädigung im Gehirn, bei der peripheren ist der Gesichtsnerv selber betroffen.
Die Mimik ist dann (ggf. einseitig) eingeschränkt, aber u.U. auch der Mundschluss (Flüssigkeit läuft beim Trinken heraus), die Speichel- u. Tränensekretion, Geschmacksempfindungen und sogar das Hören können verändert sein, da der Fazialisnerv an all diesen Funktionen beteiligt ist.
Durch verschiedene Methoden, z.B. thermische Stimulation, gezieltes Dehnen und Massieren der Muskeln kann in der logopädischen Behandlung ein Heilungsprozess beschleunigt werden.
Artikulationsstörungen
Probleme mit der richtigen und deutlichen Artikulation der Laute können
Die Betroffenen lernen in der Sprachtherapie die richtige Lautbildung, so dass korrekte Sprache (bei Sprechberufen wie Lehrern, Mediensprechern etc.) oder bessere Verständlichkeit trotz eingeschränkter Möglichkeiten der Artikulationsmuskeln gegeben ist.
Hörstörungen
Erworbene oder seit Geburt bestehende Hörstörungen haben Folgen für die Sprache der Betroffenen, da nicht bzw. nicht gut genug gehört wird, ob die Laute richtig artikuliert werden. Das Sprechen wird u.U. undeutlich, fehlerhaft, verzerrt oder verwaschen sein, so dass die Verständlichkeit mehr oder minder eingeschränkt ist.
Die logopädische Therapie bahnt die richtige Artikulation der Laute an.
Bei Menschen mit CI (Cochlea Implantat aufgrund Innenohrschwerhörigkeit) geht es auch wesentlich darum, die Laute auditiv unterscheiden zu lernen, d.h. das Hörzentrum im Gehirn zu trainieren als Grundlage für das eigene korrekte Artikulieren.
Geistige Behinderung
Bei den verschiedensten Ausprägungen von geistigen Behinderungen ist oft auch die Sprach- und Kommunikationsfähigkeit eingeschränkt. Sprechen wird erschwert durch zusätzliche körperliche Behinderungen, Artikulationsprobleme, geringen Wortschatz, mutistische Züge u.v.m.
Entsprechend der individuellen Gegebenheiten wird in der logopädischen Therapie an einer möglichst guten Kommunikationsfähigkeit durch Sprechen oder mittels unterstützter Kommmunikation gearbeitet.
Häufig ist auch eine Schlucktherapie angezeigt, um Speichelfluss zu kontrollieren und möglichst wenige Einschränkungen beim Essen zu haben.
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